Ein (V)blog -

Wer bin ich und wie kam ich zum Reiten und zu Ben….

Also ich bin die Marlies, mittlerweile schon an die 50 Jahre jung, und habe mir erst vor gut 2,5 Jahren meinen Kindheitstraum erfüllt. Das können nicht viele behaupten, das sie sich ihren Kindheitstraum irgendwann mal erfüllt haben, aber ich habe es geschafft und ich bin mächtig stolz darauf.

Aber nun zum Anfang…  Ich hatte schon als kleines Kind immer ein Fable für Pferde, ob es Filme waren oder die Ponys auf der Weide, es zog mich immer hin. Vielleicht ist es mir auch in die Wiege gelegt worden, denn mein Vater hat damals Schmied gelernt und kannte sich gut mit Pferden aus. Wir sind damals, da war ich beim ersten Mal sieben Jahre alt, nach St. Andreasberg (Harz) gefahren in den Urlaub, dort gab es die „Ponypost“. Das waren ein altes Ehepaar Frau und Herr Heider mit ihren kleinen Ponys, die trugen Holzbriefkästen auf dem Rücken und wir Touristen konnten dann unsere Ansichtskarten dort einwerfen, dann gab es immer einen Sonderstempel drauf. Sonntags waren sie immer im Kurgarten unterwegs, klar das ich auch da war. Die eine Stute hatte ein kleines Fohlen bei Huf, Halla war ihr Name und ich bin immer hinter her gerannt.

Hinter unserer Pension war eine große Grasfläche und Herr Heider mit über 80 Jahren mähte sie regelmäßig ab. Auf mein Drängen bei meinem Vater, erbarmte sich dieser und half dem alten Herrn bei der Ernte. Zum Dank durfte ich mit in den Stall… ich als Stadtkind hatte das ja noch nie erlebt und ich war hin und weg, dieser Geruch, andere sagen es stinkt, hatte etwas Magisches für mich, es roch, ja es roch wirklich nach Freiheit, obwohl die Pferde doch im Stall standen, aber das habe ich erst viel später erfahren.

Die Jahre vergingen, ich war mittlerweile 12 Jahre alt und wir machten mal wieder Urlaub im Harz, gleicher Ort, gleiche Pension. Es war schon für mich mein 2. Zuhause. Wie immer half mein Vater Herrn Heider, doch diesmal brachte er ein junges Mädchen in meinem Alter mit, die zu Besuch dort war. Wir freundeten uns schnell an und als wir so über die Ponys redeten, erzählte sie mir das sie hier im Ort reitet….. Ich wurde hellhörig und lag meinen Eltern in den Ohren das ich doch auch gerne reiten wollte. Ok sie ließen sich breitschlagen ( ich konnte richtig nervig werden). Das Mädchen zeigte mir mit Hilfe eines Stuhles wie man auf einem Pferd aufsteigt, war ja einfach, hatte ich ja auch schon oft im TV gesehen. Ich sollte auf keinem Fall sagen das ich nicht reiten kann… über meine Lippen kam also keine einzige Silbe, ich wollte ja nun endlich reiten. Ich kam mit auf diesem Hof bei Herrn Schüler, dort standen sie, die großen Pferde, für mich waren sie groß im Gegensatz zu den Ponys von Herrn Heider. Es waren Fjordpferde, die ruhig angebunden standen und auf uns warteten.

Boah, hatte ich ein Kribbeln im Bauch. Ich schaute mich genau um und beobachtete meine Freundin was sie tat und ich machte so gut es eben ging ihr nach. Herr Schuller kam hinzu, begutachtete mich und erkannte gleich, das ich null Ahnung hatte von Pferden, bürsten, trensen, satteln, alles war fremd für mich. Aber er sagte nichts zu mir und zeigte mir alles, damit auch alles richtig saß, das erste Mal so einen Huf in die Hand nehmen zum auskratzen, sich richtig dabei hinstellen, damit falls sie mal ausschlagen, ich nichts abbekam usw. ich könnte ewig schreiben, nur um aufzulisten, was für mich dort alles neu war. Aber ich war mit Eifer dabei und ich glaube Herr Schuller sah, das ich es unbedingt wollte. Als alles fertig war ging es los. Ich auf Borris, Herr Schuller auf Orestus, einen braunen Araber Wallach. Meine Freundin und eine Dame so wie ich auf Fjorpferden. Iris und Iduna hießen die beiden Stuten. Herr Schuller gab Anweisungen  das die beiden Mädels mit ihren Stuten alleine reiten sollten, ich sollte mit ihm mitkommen, Also ich hinter Herrn Schuller her, der zu einer großen, ebenen Wiese ritt.  Dort bekam ich dann 2 Std lang Unterricht. Richtig sitzen, Zügelhaltung, Beinhaltung usw. Ich war völlig K.O. hinterher, und Herr Schuller sprach anschließend mit meinem Vater, der mich abholen kam. So bekam ich 14 Tage lang jeden Tag 2 Std Reitunterricht. Es wäre ja einfach zu gefährlich mit mir als Greenhorn ins Gelände zu gehen. Der letzte Urlaubstag brach an und ich machte mich wie jeden Tag in meiner alten Jeans und Gummistiefel auf zu Herrn Schuller und meinem Borris. Er war mir so vertraut geworden in diesem Crashkurs. Aber diesmal ging es nicht auf die Wiese, sondern wir machten endlich einen Ritt in den nahe gelegten Wald und ich sah das erste Mal Rehe richtig nah. Hörte das Getrappel der Hufe im gleichmäßigen Takt und ich wurde ruhiger und ruhiger. Herr Schuller führte die Truppe an, er auf seinem Orestus, der gesattelt war mit einem Westernsattel. Und Herr Schuller pfiff in einer Tour Seemannslieder, die zwei Mädels auf Iduna und Iris und ich als Schlusslicht auf meinem Borris. Was für ein Erlebnis für mich. Und ich hätte alles gegeben um einfach da bleiben zu können. Aber am nächsten Tag ging es heim.

Ein halbes Jahr später hatte ich Geburtstag und mein Vater ging das 1. Mal mit mir shoppen, er machte vor einem Reitladen halt und ging mit mir hinein: ich konnte es einfach nicht fassen. Ich bekam eine Reithose, einen Helm, Reitstiefel und eine Gerte. Er meinte zu mir, ich möchte das du im nächsten Urlaub gut gerüstet bist und dir nichts passiert und es wäre schön, wenn du dein Taschengeld etwas sparen könntest, denn die Reitstunden sind verdammt teuer. Ich sparte jeden Groschen, so gut es ging und kurz vor dem Urlaub hatte ich doch tatsächlich 150 DM zusammen. Das reichte schon mal für gute 10 Reitstunden bei Herrn Schuller.

Jahr für Jahr fuhren wir dahin. Jedes Jahr hatte ich meinen Borris, die anderen Pferde wechselten, nur Borris war bis zum Schluss da, da war ich 22 .

Irgendwann in den 80-ern...

Irgendwann in den 80-ern…

Der letzte Ritt war komisch, irgendwie hatte ich im Gespür das ich nicht so schnell wieder auf ein Pferd kommen würde. ich hatte mich auch gar nicht richtig verabschiedet, vielleicht war es auch richtig so, die Erinnerungen bleiben und sie sind eingebrannt in mir.

Ich heiratete, bekam ein Kind und es waren schöne und doch auch harte Jahre für mich, die mein Leben sehr prägten. Ans Reiten dachte ich nicht, nur mit Sehnsucht an die Urlaube im Harz. Mein Kind wurde erwachsen und ich habe angefangen mein Leben zu ändern. Ich zog nach Osnabrück und begann dort mein neues Leben, mein Sohn ist in meine Nähe gezogen und das ist gut so.

Mein neuer Mann und ich holten uns einen Hund Namens Kalli aus dem Tierheim und so vergingen die Monate, bis ich eine Nachbarin traf mit einem Welpen. Unsere Hunde freundeten sich schnell an und ich mich mit meiner Nachbarin. Sie erzählte mir das sie ein eigenes Pferd hat und ich wurde hellhörig. Sie fragte mich spontan ob ich denn mal mit möchte… . Oh ja was für eine Frage!

Wir fuhren bald dahin zu ihrem Stall wo ihre Lady stand. Die Besitzerin des Stalles bot mir gleich eine Reitbeteiligung auf einen älteren Trakener Wallach an und plötzlich saß ich wieder auf einem Pferd, oh was war das ungewohnt für mich, denn es lagen ja über 30 Jahre dazwischen.

Ich besorgte alles für mich, Reithose, Stiefel, Helm, Putzzeug usw. Ich kam immer besser mit dem Wallach klar und ich konnte mir ein Leben ohne Pferde schon gar nicht mehr vorstellen. In mir keimte ein Wunsch hoch der schon so lange in mir steckte, … EIN EIGENES PFERD… ich setzte mir ein Ziel, so im kommenden Jahr sollte es wohl dann soweit sein, aber gucken kann man jetzt ja schon mal… ja ja, jeder Pferdebesitzer kennt das, gucken kann man ja mal… Mir war von Anfang an klar, das ich ein Fjordpferd wollte. Die Stallbesitzerin bestärkte mich mit diesem Gedanken, meine Freundin dagegen hätte es wohl lieber gesehen, wenn ich mir auch einen Hannoveraner kaufen würde… aber damit konnte ich mich gar nicht anfreunden. Wir guckten im Internet, dann bei verschiedenen Reitschulen, nichts. Eine hatte einen Fjordwallach zum Verkauf.  Bounty hieß er, na ja sehr klein geraten für mich und dann noch vorne beschlagen, machte einen sehr aufdringlichen Eindruck auf mich… .

Ein paar Tage später meinte die Stallbesitzerin, wir könnten ja mal bei einem Händler vorbei gucken, mal sehen was der so da hatte… . Wir sind dann am 03. Oktober hingefahren… ja und was mir da passierte, beschreibt dieses Gedicht.

Gedicht für Ben

In meinen Kindheitsträumen stand’s Du da,
so wunderschön mit hellem Haar,
ein schwarzer Strich der eine Zierde ist,
und man Dich dadurch nicht so schnell vergisst.

Am 03. Oktober 2013, da sollte es sein
Ich machte mich auf den Weg im hellen Sonnenschein.
Ich wusste ganz genau,
irgendwann finde ich Dich, meinen Traum.

Der Händler machte Boxentür um Boxentür auf,
aber wo warst Du ? Ich gab schon fast auf,
als die letzte Tür knarrte leise,
und Du drehtest deinen Kopf, auf Deine Weise.

Da standest Du da, dreckig und zerzaust,
Aber das machte mir gar nichts aus.
Mein Herz machte einen riesen Satz,
ich habe Dich gefunden , mein goldiger Schatz.

Heute bist du mein,
Mein Sonnenschein….